Abschiedsbrief an den Alkohol bzw. an die Droge - von Herrn St.

Hallo Alki und Drogi!

Ich habe die unerfreuliche Ehre an Euch zwei einige Zeilen zu richten, welche Euch nicht schmecken werden aber sein müssen. Ich beginne mit Dir Alki, Du hast mir schon, als ich 13 Jahre alt war, getarnt als Erdbeersekt, aus einem Schaufenster zugewunken und ich wollte unbedingt Deine Bekanntschaft machen. Zusammen mit meinem Freund Erich luden wir Dich dann zu ihm in sein Mansardenzimmer ein. Da wir die Erlaubnis, dass Du uns besuchst, von Erichs Mama nicht erhielten, haben wir Dich mittels Schnur und Stoffbeutel in sein Zimmer geschmuggelt. Nach den ersten Schlücken hatten wir anfangs noch Spaß, nachdem ich Dich dann aber besser kennenlernte, wurde mir übel. Auf dem Weg nach Hause musste ich mich mehrmals übergeben. Ich habe Dich verflucht und wollte Dich nie mehr wiedersehen.

Als ich dann älter wurde und die Partyzeit begann, bist Du mir wieder über den Weg gelaufen. Früher bist Du mir gar nicht aufgefallen, aber dann, wo ich auch hinging, warst Du schon da. Weil meine Freunde sich sehr intensiv mit Dir unterhielten und Spaß hatten, dachte ich mir, so übel kannst Du ja doch nicht sein und ich suchte ebenfalls wieder den Kontakt mit Dir. Ich stellte dann sehr schnell fest, dass ich durch Dein Beisein viel leichter Gespräche mit dem anderen Geschlecht führen konnte und Du wurdest bei den Partys und Feierlichkeiten mein ständiger Begleiter. 

Mit 15 habe ich dann mit Dir, Drogi, Bekanntschaft gemacht. Es war ein Leichtes für Dich, mich davon zu überzeugen, dass ich mit Deiner Hilfe die Welt noch mit viel schöneren Augen und Ohren sehen und hören kann. Da ich Dich, Alki, als erster zu meinem Freundschaftskreis zählte, warst Du natürlich immer dabei und wir bildeten eine Dreiergemeinschaft. Was ich Euch beiden übel nehme ist, dass ich bei unseren Ausflügen immer bezahlen musste und das nicht zu knapp. Auf Dich, Alki, bin ich besonders verärgert, weil Du mir so oft eingeredet hast, dass alles, was passiert ist, nicht so schlimm ist und niemand bemerkt, dass ich besoffen bin und ich auf jeden Fall noch fahrtüchtig sei. Nach meinem ersten Führerscheinverlust hätte ich schon merken müssen, dass Du mich angelogen hast. Deine Überredungskunst war jedoch stärker und ich habe Dir wieder verziehen. Drogi, Du warst auch nicht schlecht, indem Du mir ganz galant immer wieder ein wunderbares Wurstigkeitsgefühl verpasst hast. Gemeinsam habt ihr es super geschafft, mein Realitätsbewusstsein komplett zu verändern.

Mit ca. 30 hat sich das Verhältnis zu Dir, Drogi, negativ entwickelt. Deine Besuche gingen mir immer häufiger auf die Nerven. Anstatt mir bei meinen Problemen zu helfen, hast Du meine Lösungsmöglichkeiten nur noch verschlechtert. Dies war der Grund, warum ich jetzt noch mehr Zeit mit Dir, Alki, verbrachte. Bei Dir wusste ich zumindest, woran ich war. Es war mir klar, dass Du mich von vorne bis hinten belügst, aber ich durch Deine Gesellschaft sehr schnell auf andere Gedanken kam und somit Probleme und negative Gefühle ganz leicht verdrängen konnte. Unser ständiges Zusammensein führte dann dazu, dass ich glaubte, nicht mehr ohne Dich leben zu können. Dieses Abhängigkeitsgefühl bedrückte mich so sehr, dass ich mehrmals versuchte, Dir aus dem Wege zu gehen. Dies gelang mir nur etappenweise. Ich hatte oft das Gefühl, dass Du mir buchstäblich auflauerst. Viel zu spät habe ich erkannt, dass Du nicht nur meine Gedanken, sondern auch meinen Körper besitzen wolltest. In der letzten Phase unseres gemeinsamen Lebens hast Du es sogar geschafft, das ich ohne Deine Hilfe nicht einmal noch schreiben konnte und ich mit Selbstmordgedanken spielte. Ganz schlimm ist die Tatsache, dass ihr beide es fast geschafft habt, einen Keil zwischen mich und meiner Frau zu treiben. Gott sei Dank hat sie mich nicht aufgegeben, was ich ihr unbeschreiblich hoch anrechne.

Sicher ist dies nur die Spitze des Eisberges, welche ich euch vorwerfe und mich dazu bewegt, Dir, Alki und Dir, Drogi, auf nimmer wiedersehen zusagen. Da eine Suchterkrankung meist ein schleichender Vorgang ist, wird es auf dieser Welt noch viele Opfer für Euch 2 geben. Ich hoffe, dass ICH zumindest die Kraft habe, Euch in Zukunft von mir fern zu halten.  

HUBERT

Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Die Informationen zu Ihrem Nutzerverhalten gehen an unsere Partner zum Zwecke der Nutzung für Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die sie unabhängig von unserer Website von Ihnen erhalten oder gesammelt haben. Um diese Cookies zu nutzen, benötigen wir Ihre Einwilligung welche Sie uns mit Klick auf „Alle Cookies akzeptieren“ erteilen. Sie können Ihre erteilte Einwilligung (Art. 6 Abs. 1 a) DSGVO) jederzeit für die Zukunft widerrufen. Diesen Widerruf können Sie über die „Cookie-Einstellungen“ hier im Tool ausführen.